Das entscheidende Geschenk

Admin User
2 Min.
Eine Person, die ein Klavier spielt, dargestellt in einer Buchillustration.

Das entscheidende Geschenk

Das entscheidende Geschenk

Tobias Kratzer übernimmt die Staatsoper Hamburg – sein Debüt: eine mutige Neuinterpretation von Robert Schumanns „Das Paradies und die Peri“

Tobias Kratzer hat die Leitung der Staatsoper Hamburg als neuer Intendant übernommen. Seine erste Produktion, eine provokante Neuinszenierung von Robert Schumanns Das Paradies und die Peri, läutet eine ambitionierte Ära ein. Die Premiere wurde mit einem Mix aus Buhrufen und begeistertem Applaus bedacht – am Ende feierte das Publikum die kühne künstlerische Richtung.

Kratzers Inszenierung deutet Schumanns Oratorium mit einem modernen Twist um. Die Handlung entfaltet sich als zeitgenössischer Konflikt, in dem ganz normale Menschen von der Straße zu Kämpfern werden. Der Krieg auf der Bühne spiegelt reale gesellschaftliche Kämpfe wider, wobei der dritte Akt explizit die Klimakrise thematisiert.

Die Bühnenfassung sprengt konventionelle Grenzen. An einer Stelle klettert die Peri-Sängerin Vera-Lotte Boecker über die Zuschauerreihen und setzt sich neben einen weinenden Gast – ein Moment roher Empathie. Kratzer verlagert die Handlung zudem ins Publikum, nutzt Kameraschwünge als kommentierende Ebene. Besonders drastisch inszeniert er die Mordszene: Bühnenblut spritzt auf das weiße Kleid der Peri und symbolisiert kollektive Schuld.

Über diese Produktion hinaus plant Kratzer eine Reihe von Uraufführungen, darunter selbst kuratierte Musiktheaterabende wie Monster’s Paradise und Frauenliebe und -sterben, die das Repertoire des Hauses erweitern sollen. Sein Ziel ist es, die Staatsoper Hamburg der Stadtgesellschaft näherzubringen und die Verbindung zwischen Institution und Publikum zu stärken.

Die Premiere von Das Paradies und die Peri setzt einen gewagten Akzent für Kratzers Amtszeit. Sein Ansatz verbindet zeitgenössische Themen mit innovativer Bühnenkunst, fordert das Publikum heraus – und gewinnt es doch für sich. Die Produktion markiert einen Aufbruch der Staatsoper Hamburg, der die Stadt auf unerwartete Weise einbeziehen will.