"Schmerzhaftes Thema": Viele Kindergarten-Pädagog*innen beobachten unangemessenes Verhalten von Kolleg*innen gegenüber Kindern - aber greifen nicht ein

Admin User
2 Min.
Kinder auf Bänken im Vordergrund, mit Erwachsenen, die sie führen, und einem Hintergrund mit Stühlen, einer Tür, einem Fenster, einem Tisch und Text oben.

"Schmerzhaftes Thema": Viele Kindergarten-Pädagog*innen beobachten unangemessenes Verhalten von Kolleg*innen gegenüber Kindern - aber greifen nicht ein

"Ein schmerzhaftes Thema": Viele Kita-Fachkräfte beobachten unangemessenes Verhalten von Kollegen gegenüber Kindern – greifen aber nicht ein

GÜTERSLOH. Unangemessenes Verhalten von Mitarbeitenden gegenüber Kindern wird in Kindertageseinrichtungen offenbar weit häufiger beobachtet, als in der Öffentlichkeit bekannt ist.

Ein aktueller Bericht legt gravierende Mängel beim Kinderschutz in Kitas bundesweit offen. Fast drei von vier Erzieher:innen und Leitungen geben an, sich belastet zu fühlen, wenn sie Situationen mitbekommen, in denen Kinder scheinbar Schutz benötigen. Die Studie zeigt zudem: Unangemessenes Verhalten wird häufig beobachtet – doch viele Fachkräfte zögern, einzugreifen.

Mehr als ein Viertel der Befragten berichtet, fast täglich oder sogar ständig Situationen zu erleben, in denen sie das Gefühl haben, zum Schutz der Kinder handeln zu müssen. Die Vorfälle reichen von emotionalen bis hin zu körperlichen Risiken, wobei die Studie nicht konkret definiert, was genau unter „unangemessenem“ Verhalten zu verstehen ist. Stattdessen erfasst sie, wie stark der Impuls der Mitarbeitenden ist, einzuschreiten – unabhängig davon, ob sie es am Ende tun.

Die größten Hürden für ein Handeln sind Unsicherheit bei der Einschätzung von Situationen sowie die Angst vor Konflikten mit Kollegen oder der Leitung. Viele fürchten, eine Lage falsch zu beurteilen oder mit negativen Konsequenzen konfrontiert zu werden, wenn sie sich äußern. Gleichzeitig fehlt in fast allen Einrichtungen ein gemeinsames Verständnis darüber, welches Verhalten gegenüber Kindern akzeptabel ist – klare Richtlinien gibt es kaum. Die Studie lässt vermuten, dass das tatsächliche Ausmaß von Fehlverhalten noch größer sein könnte als dokumentiert. Faktoren wie Gewöhnung, Resignation oder unentdeckte Vorfälle könnten dazu führen, dass viele Fälle gar nicht erfasst werden.

Obwohl eine ausreichende Personalausstattung entscheidend ist, betonen Expert:innen, dass dies allein nicht ausreicht. Genauso wichtig seien ein starker Teamzusammenhalt, respektvolle Kommunikation und eine responsive Führung. Fachverbände fordern nun dringend Reformen: bessere Schulungen, klarere Standards und strukturelle Veränderungen, um den Kinderschutz zur obersten Priorität zu machen. Auch die Plattform EduCare hat konkrete Maßnahmen angemahnt, um die frühkindliche Betreuung auf ein professionelles Niveau zu heben – darunter verbesserte Präventions- und Interventionssysteme.

Die Ergebnisse zeigen systemische Lücken im Umgang mit Kindersicherheit in Kitas auf. Ohne klarere Leitlinien, bessere Teamarbeit und unterstützende Führungsstrukturen werden Fachkräfte weiterhin vor der Frage stehen, wann und wie sie eingreifen sollen. Die Verbände sind sich einig: Nur durch strukturelle Reformen und kontinuierliche Fortbildungen lassen sich die sicheren Umfelder schaffen, die Kinder verdienen.