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Ein mit Lichtern geschm├╝ckter Weihnachtsbaum, mit einem Vorhang und einer Topfpflanze im Hintergrund.

Die Wahrheit

Die Wahrheit

Vor Weihnachten allgegenwärtig: In Bayern ist das Gedicht „Heilige Nacht“ des nach wie vor beliebten Antisemiten Ludwig Thoma nicht wegzudenken.

  1. Dezember 2025, 23:06 Uhr

Unterhaltung, Popkultur

Ludwig Thoma bleibt in Bayern eine gefeierte Persönlichkeit – trotz seiner antisemitischen Schriften. Straßen, Schulen und Traditionen tragen noch immer seinen Namen, auch wenn es zunehmend Stimmen gibt, die eine Aufarbeitung fordern. Besonders an seinem umstrittenen Weihnachtsgedicht „Heilige Nacht“ entzündet sich die Debatte um sein Erbe immer wieder neu.

Thomas Gedicht „Heilige Nacht“ aus dem Jahr 1906 ist fester Bestandteil der bayerischen Weihnachtsbräuche. Es erzählt von der beschwerlichen Reise Josefs und Marias nach Bethlehem, wo sie in den Wirtshäusern keine Herberge finden. Obwohl das Werk alljährlich vorgetragen wird, überspringen viele Bayern beim gemeinsamen Singen gern die eingängigen, sich wiederholenden Refrainpassagen.

Doch während das Gedicht bis heute beliebt ist, wirft Thomas Wirken dunkle Schatten. Seine antisemitischen Artikel, veröffentlicht im „Miesbacher Anzeiger“, werden seit Jahrzehnten kritisiert. Dennoch stoßen Versuche, seinen Namen aus dem öffentlichen Raum zu entfernen, meist auf Widerstand. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter lehnte einen Antrag zur Umbenennung einer nach Thoma benannten Straße kategorisch ab mit den Worten: „Solange ich Oberbürgermeister bin, wird das nicht passieren.“ Auch anderswo – etwa in Unterhaching oder am „Ludwig-Thoma-Wiese“ – blieben Straßen und Schulen unverändert.

Gleichzeitig prägt das Gedicht weiterhin die bayerische Weihnachtskultur. Die jährlichen Aufführungen von „Heilige Nacht“ mit Schauspieler Enrico de Paruta in München, Ingolstadt und Regensburg ziehen nach wie vor ein emotional berührtes Publikum an. Die oft zu Tränen rührenden Reaktionen zeigen, wie tief Thomas Werk mit der regionalen Identität verwoben ist – selbst wenn die Diskussion über sein Erbe anhält.

Sein Name bleibt auf bayerischen Straßenschildern und Schulgebäuden präsent, ohne dass sich etwas ändert. Sein Gedicht steht weiterhin im Mittelpunkt der Weihnachtsfeiern, trotz der umstrittenen Vergangenheit seines Autors. Noch überwiegt die lokale Verbundenheit mit der Tradition gegenüber Forderungen nach Umbenennung oder kritischer Auseinandersetzung.